Am 29. April haben die ersten Teilnehmer das neue Praxisseminar „Elektromobilität und Infrastruktur“ erfolgreich abgeschlossen und ihre Zertifikate der Hadwerkskammer Potsdam erhalten.
Das Seminar bereitet auf die anstehenden Veränderungen und Herausforderungen der Energie- und Verkehrswende vor. Betroffen sind ganz verschiedene Branchen: Kfz-Betriebe stellen sich auf neue Antriebstechniken ein, Elektrohandwerker entdecken das Thema Ladesäulen als Standbein und Dienstleister oder Lebensmittelhandwerker wie Bäcker und Fleischer überlegen, sich Ladesäulen für ihre Kunden aufzustellen.
Und so spielen bei der Elektromobilität längst nicht nur technische, sondern auch rechtliche Fragen sowie Fördermittel eine wichtige Rolle, weiß Ernst-Peter Jeremias. Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Energiespeicherung und Energiesystemmangement auf dem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk in Götz hat der Diplomingenieur eine Weiterbildung zum Thema Elektromobilität für das regionale Handwerk konzipiert, die gleich beim ersten Kurs ausgebucht war.
„Die Energiewende in Deutschland nimmt aktuell deutlich an Fahrt auf. Für 2021 wird der Durchbruch für Elektrofahrzeuge erwartet, die Zulassungszahlen steigen aktuell deutlich. Das liegt zum einen daran, dass die Vielfalt der Fahrzeuge größer wird, gerade auch bei den Nutzfahrzeugen, und attraktive Fördermittel zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite haben Hersteller wie VW ihre Zurückhaltung aufgegeben und treiben den Absatz voran“, so Jeremias. So gibt es aktuell bis zu 9.000 Euro Zuschuss bei Kauf eines Elektrofahrzeuges, die Förderung läuft über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA.
Einer der Teilnehmer ist Elektrotechnikermeister Marcus Schich. Er ist ein Handwerker, der die Elektromobilität als ein Standbein für seinen noch jungen Betrieb aufbauen will. „Wir bauen Schaltanlagen und Schaltschränke und wir möchten gern eigene Ladesäulen entwickeln und für Geschäftskunden aufbauen“, so der Handwerksmeister aus Dahme/Mark, der seinen Betrieb 2019 gründete. Er kann sich vorstellen, auch öffentlich zugängliche Ladesäulen aufzustellen und Strom an Tankkunden weiter zu verkaufen. Für das Betreiben öffentlicher Ladesäulen gelten spezielle Bedingungen. Dafür muss nicht nur eine Genehmigung vorliegen, auch müssen die Anlagen eichrechtskonform betrieben werden. „Die Herausforderungen für uns liegen nicht in der Technik, sondern bei den rechtlichen Grundlagen und der Abrechnung. Wir würden zum Beispiel gern in die Liste der KfW-Förderung aufgenommen werden. Um hier sattelfest zu werden, besuche ich aktuell Weiterbildungen wie den Kurs in Götz“, erklärt Schich. Eine erste Ladesäule habe Schich bereits produziert und in seinem Betrieb für den Eigenbedarf aufgestellt.
Eine einzelne Ladesäule für Kunden vor dem Geschäft, etwa einem Fleischer oder Friseur, lohne sich dagegen aktuell noch nicht, so Jeremias. Die Ladezeiten seien einfach zu lang. „Die Leistung einer einfachen Ladesäule liegt bei elf Kilowattstunden, das heißt nach einer halben Stunde Ladezeit kann der PWK 30 Kilometer weit fahren. Und auch das vorhandene Stromnetz ist für diese Belastungen oft gar nicht vorgesehen“, weiß er. „Ladestationen, die aktuell an Autobahnen gebaut werden, haben eine Ladeleistung von bis zu 350 Kilowattstunden. „Das kann sich aber bisher kein Handwerker leisten.“
Die nächsten Termine für das Praxisseminar finden Sie hier.