Das Projekt Kompetenzzentrum für Energiespeicherung und Energiesystemmanagement
Am 28.04.2022 eröffnete die Handwerkskammer Potsdam gemeinsam mit dem Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie Land Brandenburg, Hendrik Fischer, sowie dem Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, auf ihrem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) in Götz das Kompetenzzentrum für Energiespeicherung und Energiesystemmanagement.
2,7 Millionen Euro flossen in dieses Projekt – unterstützt durch das Bundeswirtschaftsministerium und das Land Brandenburg. Bereits im Jahr 2013 erkannte die Handwerkskammer Potsdam dieses Zukunftsfeld, skizzierte die Vision eines Systems dezentraler Energieversorgung als praktisches Lehrobjekt.
Im Jahr 2016 konnte mit der Installation und Umsetzung begonnen werden. Heute ist aus einer Vision dringende Realität geworden, angetrieben durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und die Notwendigkeit, Deutschlands Energieversorgung in kürzester Zeit unabhängig von fossilen Energien zu machen und dabei die notwendige Zahl an Fachkräften auszubilden. Jene spielen beim grundlegenden Umbau der Energieversorgung die entscheidende Rolle.
In unserem Projekt nimmt die Energie der Zukunft Form an! Die Handwerkskammer Potsdam leistete bundesweit Pionierarbeit und realisierte ein bundesweit einmaliges Projekt, das auf einer einzigartigen Kombination aus Theorie und Praxis basiert. Auf dem Gelände des Bildungscampus der Handwerkskammer Potsdam in Götz wurde im Rahmen des Projektes ein Kompetenzzentrum für Energiespeicherung und Energiesystemmanagement errichtet.
Dezentrale Energielösungen – Die Zukunft des Energiemanagements
Gemeinden, Betriebe und Verbraucher in ganz Deutschland wollen nicht länger auf die Energiewende warten – und installieren eigene dezentrale Energieanlagen. Regenerative Erzeugung, autarke Versorgung und smarte Verteilung sind marktreife Realität. Die Nachfrage wächst und der Bedarf an qualifizierten Fachkräften steigt.
Das dringend benötigte Fachpersonal für dezentrale Energietechnik wird hier in Zukunft durch Lehrgänge, Seminare und Beratungsdienstleistungen qualifiziert und ausgebildet. An den Trainerständen können auch unterschiedliche Simulationen durchgeführt. Die Weiterbildungen richten sich vor allem an Fachkräfte der Elektro- und Energietechnikbranche.
Praxis ganz nah: Wir bilden in unserem Bildungszentrum die wesentlichen Komponenten einer dezentralen elektrischen Energieversorgung für Wohngebäude und Gewerbebetriebe ab. Praxisgrundlage sind unsere beiden Projektflächen „Einfamilienhaus“ und „Handwerksbetrieb“, die sich auch über einen Lithium-Ionen-Speicher (max. 670 kWh) energetisch selbst versorgen können. Unsere Energieanlage besteht aus vier Photovoltaikanlagen (144 Kilowatt), einer Kleinwindkraftanlage (3,5 kWp), verschiedenen elektrischen und elektrochemischen Speichersystemen (ein Redox-Flow Heimspeicher mit 5,2 kWh oder eine Salzwasserbatterie mit 10 kWh) sowie einem intelligenten Energiemanagementsystem.
Das Energiemanagementsystem ermöglicht es, die Speichersysteme in verschiedenen Szenarien zu betreiben. So ist die komplette Abkopplung eines Gebäudeteils (Inselbetrieb) vom Stromnetz möglich. Das gesamte System ist mit Datenpunkten versehen, wodurch die Möglichkeit besteht, Energieflüsse sowohl von der Erzeugung, der Speicherung und den Verbrauch in Echtzeit zu verfolgen und als komplexes Energiesystem abzubilden.
Die bereits vorhandene Infrastruktur für Elektromobilität wurde effizient eingebunden und erweitert. Die praktischen Erfahrungen bei der Umsetzung der baulichen Maßnahmen fließen unmittelbar in die entwickelten Lehrgänge ein.
Das Kompetenzzentrum versteht sich zudem als zentrale Bildungs- und Beratungsstätte. Wir bieten ein starkes Netzwerk zum lebendigen und effektiven Austausch für Handwerker, Hersteller, Hochschulen, Forschungsinstitute und Betriebe an. Aufbauend auf im Realbetrieb laufende Technik mit dem komplett vernetzten System besteht die Möglichkeit, die für alle Teilnehmer einzigartige Kombination von Theorie und Praxis im Bereich dezentraler Energiesysteme kennenzulernen und an verschiedenen Trainingswänden in Echtzeit zu trainieren.
Interessierte können sich über dezentrale Energieversorgung und Speichertechnologien informieren, mit Experten vernetzten und Veranstaltungen besuchen. Die nächsten Fachvorträge und Infoveranstaltungen finden Sie unter Kursangebot.
Die Inbetriebnahme der nachhaltigen Energieanlage wurde in April 2022 realisiert. Die offizielle Eröffnung des Kompetenzzentrums fand am 28. April 2022 statt.
Smart Grids – die Voraussetzung für eine effiziente Energiewende
Dekarbonisierung, Digitalisierung und Dezentralisierung treiben den Wandel der Energiewirtschaft voran. Die stetig wachsende Zahl dezentraler Komponenten verlangt jedoch nach einer komplexen Koordinierung und Steuerung. Zukünftig wird die Vernetzung einzelner dezentraler Anlagen bei der Umsetzung der Energiewende über Blockchain-basierte Projekte immer mehr an Relevanz gewinnen.
Intelligente Stromnetze, sogenannte Smartgrids, kombinieren Erzeugung, Speicherung und Verbrauch. Damit ein Stromnetz zum Smartgrid wird, ist der Einbau intelligenter Informations-, Kommunikations- und Steuerungstechnik nötig. Microgrids entsprechen funktional den Smartgrids, sind zudem aber autark.
Im on grid (netzgebundenen) Betrieb, kann die überschüssige Energie ins Stromnetz eingespeist werden oder die dezentrale Anlage zieht zu günstigen Tarifzeiten selbst Strom aus dem Netz. Im off grid (netzunabhängigen) Zustand, bildet die Energieanlage eine unabhängig vom Gesamtnetz funktionierende Einheit, die insbesondere für kritische Verbraucher (z. B. Krankenhäuser) oder Standorte ohne Anbindung an ein öffentliches Stromnetz relevant sind.
Die Handwerkskammer Potsdam bildet bei der Realisierung des Projekts die wesentlichen Komponenten einer dezentralen elektrischen Energieversorgung für Wohngebäude und Gewerbebetriebe ab. Praxisgrundlage sind dabei unsere beiden Projektflächen „Einfamilienhaus“ und „Handwerksbetrieb“. Diese Areale können durch die Einbindung eines inselnetzfähigen Lithium-Ionen-Speichers auch unabhängig vom Versorgungsnetz im off-grid Betrieb gefahren werden.
Kompetente Unterstützung durch unseren Beirat
Bei der erfolgreichen Umsetzung des Projekts unterstützt uns ein kompetenter Beirat. Ihm gehören Mitglieder aus Handwerk, Handel, Politik, Wissenschaft, Bildung und Industrie an. Er unterstützte uns beim Aufbau des Kompetenzzentrums und evaluiert die Investitionen sowie die Weiterbildungs- und Beratungsleistungen. Der Beirat vermittelt Kontakte zu Fachexpertinnen und Fachexperten, welche im Rahmen von Fachausschüssen oder Workshops an der inhaltlichen Ausgestaltung des Kompetenzzentrums, zum Beispiel durch technische oder methodisch-didaktische Dienstleistungen, mitwirken.
Aktuell gehören dem Beirat folgende Mitglieder an:
Dipl.-Betriebswirt (FH) Thomas Götte | Geschäftsführer a2 Energie GmbH |
Alfred Hardlitschke | Mitarbeiter BAFA – Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle |
Steffen Heinrich | Mitgründer und Geschäftsführer Stromspeicherspezialisten Qinous GmbH. |
Prof. Dr.-Ing. habil. Katharina Löwe | Professorin Bergische Universität Wuppertal und Fachgebietsleiterin Prozess- und Anlagensicherheit |Mitglied der Kommission für Anlagensicherheit Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit |
Reinhard Porazik | Gewerkschaftssekretär DGB Bezirk Berlin-Brandenburg Region Westbrandenburg |
Michael Raschemann | Geschäftsführer Energiequelle GmbH |
Dr. Katrin Rothländer | Stellvertretende Referatsleiterin Berufliche Bildung, betriebliche Qualifizierung – Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg |
Constantin Rehlinger | Geschäftsführer Elektro-Innung Berlin Landesinnung |
Dr.-Ing. Victor Schäfer | Vice President Research & Development Batteriespeicherhersteller TESVOLT |
Peter Schrader | Wissenschaftlicher Mitarbeiter Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Leibniz-Universität Hannover |
Dipl.-Volkswirt Kurt-Christoph von Knobelsdorff | Geschäftsführer NOW GmbH, Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie |
Urban Windelen | Bundesgeschäftsführer Bundesverband Energiespeicher Systeme e.V. |
Haben Sie noch Fragen?
Haben Sie Fragen zu unseren Weiterbildungen, zur Realisierung des Projektes oder möchten Sie unserem Netzwerk beitreten? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Rufen Sie uns gern an (Telefon 033207 34-231) oder schicken Sie uns eine E-Mail.